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Rückblick auf 2011

Zusammenfassung

Nach dem bereits sehr entspannten Borkenkäferjahr 2010, deutete sich zunächst mit dem sehr warmen und trockenen April für 2011 eine Trendwende zu einem erneuten Befallsanstieg an. Der Schwärmflug des Buchdruckers begann an fast allen Standorten früher als im Vorjahr. Bis Mitte Mai lagen an fast allen Standorten des Buchdruckermonitorings die kumulativen Käferfangzahlen über den Vergleichswerten des Vorjahres und wiesen damit auf eine erhöhte Käferaktivität hin. In Verbindung mit den bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht beräumten Schneebruch- und Wurfschäden bestand gebietsweise eine erhöhte Gefährdung.

Die anschließend einsetzende wechselhafte, kühl feuchte Witterung von Juni bis August verschlechterte die Entwicklungsbedingungen für die Käfer erheblich. Die phänologisch zeitigere Entwicklung hielt mit abnehmender Tendenz zwar weiter an, so trat Anfang August noch bei mehr als der Hälfte der Monitoringstandorte das Schwarmmaximum der neuen Käfergeneration früher auf als 2010, aber die kumulativen Fangzahlen als relevanter Parameter waren bereits geringer als in den Vorjahren. Dies galt Ende Juli für mehr als 80 % der Monitoringstandorte.

Auch die landesweit registrierten Zugänge an Stehendbefall mit 4.690 m³ an ca. 1080 Befallsorten bis April 2012, wovon ca. 60 % im Landeswald und Bundeswald und ca. 40 % im Privat- und Körperschaftswald anfielen, lagen deutlich unter den bereits sehr geringen Vorjahresmengen. Offensichtlich bedingt durch die Sommerwitterung in Verbindung mit einer situationsangepassten Sanierung des Wurf- und Bruchholzes aus dem Winter war 2011 wieder zu ein sehr entspanntes Käferjahr (siehe Abb. 1 ).

Säulendiagramm der Befalssholzmengen von 1980 bis 2011

Abbildung 1: Durch Buchdrucker zum Teil in Kombination mit Kupferstecher befallene Holzmenge von 1980 bis 2011 (Angaben für 2011 bis Stand Ende April 2012)

Ausgehend vom warm trockenen Spätsommer/Herbst ist davon auszugehen, dass alle zu verschiedenen Zeitpunkten angelegten Folgegenerationen und Geschwisterbruten ihre Entwicklung bis zum Jungkäfer abschließen konnten. Damit ist speziell bei den im Stamm überwinternden Käfern mit einer geringen Wintermortalität zu rechnen. Da der tendenziell geringe Wurf- und Bruchholzanfall im Winter 2011/12 problemlos rechtzeitig aufgearbeitet werden kann, lassen derzeit die Ausgangsbedingungen ein normales Käferjahr 2012 erwarten.

Karte der regionale Befallsholzmengen 2011 nach Landkreisen

Abbildung 2: Regionale Verteilung der Befallsholzmengen nach Landkreisen und kreisfreien Städten mit Stand im Monat April 201

Die Befallssituation durch Kupferstecher ist hinsichtlich des aufgetretenen Befalls ähnlich der des Buchdruckers einzuschätzen. Für etwa ein Drittel der Standorte wiesen jedoch die Monitoringergebnisse aus Fallenfängen auf einen Anstieg der Aktivitätsdichten hin. Die Ursache dafür war vermutlich ein lokal sehr günstiges Brutraumangebot (Restholz und/oder Bruchholz). In Gebieten, in denen bruchgeschädigte Bestände im letzten Jahr nicht oder nur zum Teil beräumt wurden, ist eine intensive Beobachtung der diesjährigen Befallsentwicklung erforderlich.

Stand: 31. KW

Offensichtlich führt auch die diesjährige Sommerwitterung wieder zu einem sehr entspannten Käferjahr. Die phänologisch zeitigere Entwicklung hält mit abnehmender Tendenz weiter an. So trat bei mehr als der Hälfte der Monitoringstandorte das Schwarmmaximum der neuen Käfergeneration früher (etwa 28. KW) auf als im Vorjahr. Aber die kumulativen Fangzahlen als relevanterer Parameter liegen derzeit unter denen des Vorjahres.

Mit Stand 31. KW. sind diese Werte für mehr als 80% der Monitoringstandorte geringer als im Vorjahr. Per 21. KW war die Relation noch umgekehrt, 80% der Standorte wiesen zu Saisonbeginn höhere Fangergebnisse auf als in 2010.

Für die Borkenkäferregionen „Erzgebirge“ und „östliches Erzgebirgsvorland“ wird die Abnahme der Gefährdung auch durch eine reduzierte Schwärmaktivität der neuen Käfergeneration deutlich. Wiesen die Schwärmmaxima der überwinterten Käfer noch für die Mehrzahl der Standorte Werte mittlerer Gefährdung (mehr als 1.000 Käfer/Woche/DFS) auf, so wurden für die neue Käfergeneration bisher überwiegend Maximalwerte registriert, die unter dem angenommenen Schwellenwert von 1.000, häufig sogar unter 500 Käfer/Woche/DFS lagen.

Für Monitoringstandorte in den Borkenkäferregionen „Elbsandsteingebiet“ und „Lausitzer Hügel- und Bergland“ blieb dieser Parameter im Vergleich zum Frühjahr nahezu konstant. Demnach weisen mehr als die Hälfte der Flächen mit Maxima über 1.000 Käfer/Woche/DFS auf eine mittlere, die übrigen Flächen mit niedrigeren Werten auf eine geringere Gefährdung hin. Auf vier Standorten in diesen Regionen (Flächen 1.06, 1.07, 1.08 und 3.13) wurden Schwärmmaxima von über 3.000 Käfer/Woche/DFS registriert. Dabei kann es sich auch nur um lokale, flächenspezifische und damit nicht verallgemeinerbare Werte handeln.

Die 5 Monitoringstandorte in der Borkenkäferregion „Vogtland“ weisen alle für die neue Käfergeneration Maximalwerte über 1.000 Käfer/Woche/DFS auf. Das ist ein Anstieg der Aktivitätsdichten im Vergleich zu den überwinterten Käfern im Frühjahr. Die kumulativen Fangzahlen liegen aber auch für diese Region unter den Vorjahreswerten.

Auch die bisher landesweit registrierten Zugänge an Stehendbefall mit 900 m³ im Juni und ca. 1.100 m³ im Juli (endgültige Menge liegt noch nicht vor), wovon jeweils etwa die Hälfte im LW und BW bzw. im PKW anfiel, liegen deutlich unter den bereits sehr geringen Vorjahresmengen.

Ab Mitte August legt der Buchdrucker aufgrund der kürzeren Tageslänge normalerweise keine neuen Generationen mehr an. Die Entwicklung der vorhandenen Stadien geht jedoch bei Temperaturen über 8°C weiter. Die rechtzeitige Erkennung und situationsangepasste Sanierung ist deshalb weiterhin notwendig.

Bezüglich des Kupferstechers zeigen die Monitoringergebnisse eine deutliche Polarisierung der Entwicklung an, die insgesamt aber analog zum Buchdrucker verläuft. Auf etwa 2/3 der insgesamt 31 Standorte sind die aktuellen kumulativen Fangzahlen geringer als im Vorjahr. Dabei handelt es sich mindestens um eine Halbierung bis hin zu einem drastischen Einbruch der Aktivitätsdichten (Flächen im LK Görlitz und FoB Neudorf sowie 3.15, 6.02, 6.05 und 6.06). Das restliche Drittel der Standorte weist einen Anstieg der Fangzahlen auf. Diese Flächen konzentrieren sich in den Regionen „Elbsandsteingebiet“, „östliches Erzgebirgsvorland“ und „Lausitzer Hügel- und Bergland“.

Die Ursache für extrem hohe Aktivitätsdichten mit über 40.000 Käfer/Woche/DFS auf einzelnen Flächen (3.01, 3.06, 3.13) ist sehr wahrscheinlich ein lokal sehr günstiges Brutraumangebot (Restholz und/oder Bruchholz). Dies hat jedoch einen geringen Einfluss auf die Gesamtsituation.

Stand: 20. KW

Nach dem sehr entspannten Borkenkäferjahr 2010, dem bereits ein durchschnittliches Befallsjahr bezogen auf den Zeitraum ab 2003 vorausgegangen war, deutet sich für das aktuelle Jahr eine Trendwende zu einem erneuten Anstieg an. Wie in den Vorjahren werden im Internet die Ergebnisse des Buchdrucker- und Kupferstechermonitorings veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit Unteren Forstbehörden sind darin die Daten für 68 Standorte einbezogen.

Mit Stand 20. KW lassen sich aus den Fangergebnissen folgende Aspekte ableiten:

  • Der Schwärmflug des Buchdruckers begann in diesem Jahr an fast allen Standorten früher als im Vorjahr. Die daraus resultierende potenzielle Verlängerung des Zeitraumes für die Käferentwicklung erhöht das Risiko für einen Anstieg der Populationsdichten und damit auch des Stehendbefalls durch die Anlage weiterer Käfergenerationen und/oder Geschwisterbruten im Laufe der Saison.
  • Die bisher gefangenen Käferzahlen liegen an fast allen Standorten über den Vergleichswerten des Vorjahres und weisen damit auf eine erhöhte Käferaktivität in den letzten Wochen hin.
  • An mehr als der Hälfte aller Monitoringstandorte (58%) wurden Anflüge von 1.000 und mehr Käfern je Woche und Dreifallenstern registriert. Ab dieser Aktivitätsdichte ist das Auftreten von Stehendbefall sehr wahrscheinlich. An zwei Standorten, einer in der Buchdruckerregion Lausitzer Berg- und Hügelland sowie einer im FoB Adorf, wurden bereits mehr als 3000 Käfer/Woche und DFS registriert. Ab dieser Größenordnung beginnt die höchste Gefährdungskategorie des bayerischen BK-Monitorings.
  • Auch die Fangzahlen der Kupferstecher sind überwiegend höher als die Vorjahreswerte. Das gilt sowohl hinsichtlich der bisherigen summarischen Fänge als auch hinsichtlich der bisher registrierten Maxima. Deren Absolutwerte übersteigen an einzelnen, über ganz Sachsen verteilten Standorten, den Schwellenwert von 10.000 Käfer/Woche und DFS.

Gegenwärtig findet im Berg- und Hügelland sowie den unteren Lagen des Erzgebirges die Anlage der Geschwisterbruten statt. In den mittleren und höheren Lagen ist das für die nächsten Tage zu erwarten. Eine Abschätzung der regionalen Entwicklungszustände ist anhand der Ergebnisse der Modellberechnung mit PHENIPS möglich.

Ausgehend von der aktuellen Situation sind in der nächsten Zeit folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Bisher unberäumter Liegendbefall im Wurf- und besonders Bruchholz aus dem Winter ist kurzfristig zu sanieren. Entsprechend dem Entwicklungszustand der Käferbrut ist das nur noch durch Abfuhr (die Rinde muss dabei am Stamm verbleiben) oder eine Vorausflugbehandlung möglich.
  • Erkennung und Sanierung des Stehendbefalls durch die überwinterten Käfer zur Anlage der 1. Generation und gegenwärtig der Geschwisterbruten vor dem Ausflug der Jungkäfer. Setzen sich die gegenwärtigen günstigen Witterungsbedingungen fort, ist mit dem Ausflug frühestens in der 3 Junidekade zu rechnen.
  • Die Bohrmehlsuche als wirksamste Variante für die rechtzeitige Befallserkennung wird durch die gegenwärtigen Witterungsbedingungen (Wind, vereinzelte Niederschläge) erschwert. Sie sollte regional auf alte Befallstellen (aus 2010 und älter) und besonders prädisponierte Bestände (Wurf- und bruchgeschädigte Bestände auch nach der Beräumung, frische und lageexponierte Bestandesränder z.B. Tornado 2010) und zeitlich auf windstille Schwärmtage zur Anlage der Geschwisterbruten (siehe 7-Tages-Prognose mit PHENIPS) konzentriert werden.
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