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Aktuelle Borkenkäfersituation in Sachsen

Aktualisiert am 12. Mai 2025

Großaufnahme eines Buchdruckers © Foto: Franz Matschulla

Borkenkäfer verursachen in den sächsischen Wäldern seit mehreren Jahren massive Schäden. Eine Entspannung der Situation ist bislang nicht absehbar. Auf dieser Seite finden Sie umfangreiche Informationen zur aktuellen und weiteren Entwicklung sowie Handlungsempfehlungen der Waldschutzexperten von Sachsenforst.

Im Vergleich zum Vorjahr begann der diesjährige Schwärmflug von Buchdrucker und Kupferstecher deutlich später. An den Standorten des sächsischen Borkenkäfermonitorings wurden erste Aktivitäten mit nennenswerte Fangzahlen erst in der 16. Kalenderwoche und damit Mitte April registriert, was einer Verzögerung von etwa 2 Wochen entspricht. In den mittleren und höheren Berglagen verlies die überwinternde Generation die Überwinterungsquartiere erwartungsgemäß noch später. Mittlerweile sind bis in den Kammlagen hinein mehr oder weniger intensive Anflüge zu verzeichnen. Stark schwankende Tag- und Nachttemperaturen und das bisherige Ausbleiben einer stabilen Warmwetterlage führen aktuell zu einer signifikanten Streckung des Hauptschwärmfluges über mehrere Wochen. Mittlerweile sollte aber der Befallsbeginn in weiten Teilen der Fichtengebiete erfolgt und die Entwicklung der Bruten im Gange sein.

Anfang Mai kam es dann an einzelnen Standorten erstmals zur Überschreitung des kritischen Schwellenwertes von 3.000 Buchdruckern pro Woche, wenngleich die Fangzahlen insgesamt bisher hinter denen des Vorjahres zurückbleiben. Damit ist lokal weiterhin von einer hohen Populationsdichte auszugehen. Zu erwähnen ist jedoch, dass infolge eines Wechsels des Lockstoffdispenser sowohl die Fangzahlen selbst, als auch die zugrundeliegenden Schwellenwerte mit entsprechender Vorsicht zu betrachten sind.

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Abb. 1: Schwärmaktivität an den sächsischen Monitoringstandorten bis Anfang Mai 2025 (Stand vom 9.5.2025)  

im Frühjahr 2025:

Wieder bestimmten Buchdrucker und regional der Kupferstecher das Befallsgeschehen in den sächsischen Fichtenwäldern. Die registrierten Schadholzmengen sind aber weiter rückläufig und der 2021 begonnen Trend setzte sich fort. Diese Entwicklung ist in allen Eigentumsarten zu beobachten. Gegenüber 2023 hat sich die angefallene Menge mehr als halbiert. Von Westsachsen abgesehen scheint sich die Abschwächung der Befallsdynamik fortzusetzen. Die Anzeichen, die auf ein flächiges Abebben der Massenvermehrung hindeuten, werden somit deutlicher. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in einem Teil der ehemaligen Schadschwerpunkte heute kaum noch befallsfähige Fichten vorhanden sind, die sächsischen Mittelgebirge hingegen weiterhin hohe Risikovorräte aufweisen.

Bei der Baumart Kiefer ist sachsenweit hinsichtlich des HRB-Befalls ebenfalls ein rückläufiger Trend festzustellen. Eine Ausnahme bildet allerdings der nordwestsächsische Raum, in dem die Schäden im Vergleich zum Vorjahr eher stagnieren.

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Abb. 2: Schwärmaktivität an den sächsischen Monitoringstandorten im Borkenkäferjahr 2024/2025 (Stand vom 4.10.2024) 

Schwärmverlauf in der Saison 2024:

Das sächsische Borkenkäfermonitoring zeigt auf der Grundlage von 89 Standorten für die Schwärmperiode 2024 immer noch deutlich erhöhte Populationsdichten. Ein abnehmender Trend ist aber deutlich erkennbar. Bis in den Juli hinein bewegten sich die Fangzahlen meist auf dem Niveau des Vorjahres und gingen anschließend an den meisten Standorten zurück. Die Gesamtbilanz zeigt für 2024 verbreitet weniger Buchdrucker in den Fallen als noch 2023 (Abb. 2). Eine Ausnahme bildeten erneut das Vogtland und das Westerzgebirge, wo einzelne Standorte mit höheren Fangzahlen auffällig waren. Am Ende der Schwärmsaison hatten dennoch mehr als 1/3 aller Monitoringstandorte die kritische Schwelle von 30.000 Buchdruckern erneut überschritten.

Bedingt durch einen extrem frühen Schwärmbeginn (teilweise zeitiger als 2018), kam es bis in die höheren Berglagen hinein zur Anlage einer 3. Generation. In den unteren Lagen erfolgte wahrscheinlich auch die Anlage einer zugehörigen Geschwisterbrut. Das Aktivitätsmaximum der Käfersaison 2024 wurde in den Kalenderwochen 24 und 26 mit dem Ausflug der 1. Generation registriert.

Befallsholzentwicklung:

Im Jahr 2024 war erneut die rindenbrütende Borkenkäferart Buchdrucker der bestimmende Faktor des Schadgeschehens an Fichte. Regional kamen auffällige Aktivitätsanstiege des Kupferstechers hinzu. Dennoch geben die rückläufigen Befallsholzmengen Grund zur Hoffnung auf eine mittlerweile absehbare Entspannung der Situation. Mit derzeit ca. 35% der Vorjahresmenge (Stand: 30.4.2025) bewegt sich der aktuelle Befallsholzanfall allerdings weiterhin auf einem Niveau, das deutlich oberhalb der Jahre vor 2018 liegt. Gründe für den Befallsrückgang sind neben einem regional nahezu vollständigen Ausfall der Fichte in den bisherigen Hauptschadgebieten und der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen auch eine Verbesserung der Widerstandskraft der Fichte infolge der günstigen Witterung.

Abbildung 3 zeigt auf Ebene der Landkreisreviere die räumliche Verteilung der im aktuellen Borkenkäferjahr bisher angefallenen Befallsholzmengen. Erkennbar ist die Verlagerung der Befallsschwerpunkte in den südwestsächsischen Raum und hier insbesondere das Vogtland. Mittelsachsen, die Nationalparkregion sowie die Oberlausitz, mit hohen Befallsholzmengen in den letzten Jahren, blieben weitestgehend unauffällig. Eine Ausnahme bildet das Zittauer Gebirge im Landkreis Görlitz.

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Abb. 3: Im Borkenkäferjahr 2024/25 (FSKB-Meldungen im Zeitraum 01.06.-31.12.2024) von Buchdrucker befallenes Schadholz in Kubikmetern in den Landkreisrevieren (alle Eigentumsarten); Grafik: Franz Matschulla 

Insgesamt beläuft sich die in den letzten Jahren in den sächsischen Wäldern allein durch den Buchdrucker verursachte Befallsholzmenge mittlerweile auf über 7,3 Mio. m³. Davon entfielen immerhin noch 374.000 m³ auf das Borkenkäferjahr 2023/2024 und im aktuellen BK-Jahr 2024/2025 wurden bis April 2025 126.000 m³ registriert.

Einen umfassenden Überblick über das Befallsgeschehen im letzten Jahr finden Sie hier:

Regionalisierte Modellierung der Buchdruckerentwicklung mit Phenips plus:

Seit zwei Jahren bisher nur stationsweise verfügbare Modellierung der Buchdruckerentwicklung auch auf Basis eines 1x1 km Rasters angeboten (Abbildung 4). Grundlage dafür sind vom DWD deutschlandweit bereitgestellte Daten, die außerdem auch die bekannte 7-Tages-Prognose beinhalten. Damit kann nun wesentlich genauer die für den jeweiligen Waldbesitzenden relevante Region ausgewählt und das dort aktuell anzutreffende Entwicklungsstadium des Buchdruckers abgelesen werden. Für eine bessere Übersichtlichkeit erfolgt außerdem eine Trennung nach Generationen und Geschwisterbruten. Über eine Schieberegler ist auch die zeitliche Entwicklung der einzelnen Generationen sowie der Gesamtentwicklung visualisierbar.

Screenshot
Abb. 4: Mit Phenips plus modellierter Entwicklungsstand des Buchdruckers zum 1. Oktober 2024 (3. Generation) 

Die Niederschläge seit dem Jahreswechsel 2024/25 liegen bisher deutlich unter denen des Vorjahres und haben dazu geführt, dass das aktuelle hydrologische Jahr bis jetzt zu den trockensten im Referenzzeitraum zählt (Abbildung 5). Die Wälder und insbesondere die Fichten zehren derzeit aber noch von den vorhandenen Bodenwasservorräten. Mit zunehmender Transpiration werden diese aber schnell aufgebraucht sein. Daraus kann perspektivisch eine verringerte Abwehrkraft ggü. einem Befall durch rindenbrütende Borkenkäfer resultieren. Gleichzeitig lagen, mit Ausnahme des Februars, die Durchschnittstemperaturen bis April zw. 1 und 3 K über dem langjährigen Vergleichswert. Damit einher gehen entsprechende Transpirationsverluste, die sich mit Beginn der Vegetationsperiode weiter verstärken.

Setzt sich diese Witterung fort wird die flachwurzelnde Fichte recht schnell wieder in einen Zustand des Wasserstresses geraten und die Befallsanfälligkeit spürbar zunehmen.

Liniendiagramm
Abb. 5: Kumulierte Niederschlagsmengen der Waldklimastationen ab 01.11.2024 (rote Linie) im Vergleich zum Mittelwert des Referenzzeitraums (grüne Linie), einschl. der Schwankungsbreite in diesem Zeitraum 

Der Witterungsverlauf in den nächsten Wochen wird maßgeblich das weitere Schadpotenzial der überwinternden Borkenkäfergeneration beeinflussen.

Einen Überblick über die aktuelle Bodenwasserhaushaltssituation in Deutschland ermöglicht der Bodenfeuchteviewer des DWD:

https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/appl/bf_view/_node.html;jsessionid=8F6B58001C48669A838C38A52BF931DE.live21062

Für Sachsen kann zudem auf die Bodenfeuchteampel (Prototyp!) zurückgegriffen werden:

https://life.hydro.tu-dresden.de/BoFeAm/dist_bfa/index.html

Mittlerweile haben Buchdrucker und Kupferstecher flächendeckend mit ihrem Schwärmflug begonnen (Stand: 08.05.2025) bzw. sind bereits mit der Brutanlage beschäftigt. Insbesondere in den Mittelgebirgslagen ist derzeit eine intensive Aktivität festzustellen. Zwar hat die diesjährige Käfersaison deutlich später begonnen als in den letzten Jahren, allerdings hat es auch keine kältebedingte Unterbrechung wie in den letzten beiden Aprilwochen des Vorjahres gegeben. Die lokal aufgetretenen hohen Fangzahlen weisen auf eine weiterhin hohe Populationsdichte hin.

Der Entwicklungsfortschritt der aktuellen Käfergeneration kann mit Hilfe des Phänologiemodells Phenips nachverfolgt werden:

https://ifff-server.boku.ac.at/wordpress/?page_id=4254&lang=de

Auf Grund der vorliegenden Informationen aus Waldschutzmeldewesen und Borkenkäfermonitoring muss davon ausgegangen werden, dass der Buchdrucker weiterhin der bestimmende biotische Schadfaktor an der Baumart Fichte sein wird. Zudem ist der Kupferstecher regional weiterhin auffällig. Trotz des mehrjährigen rückläufigen Trends bei den Befallsholzmengen haben die genannten Rindenbrüterarten weiterhin das Potenzial schnell erneut eine schwer kontrollierbare Dynamik zu entfalten.

Die Suche nach Überwinterungsbäumen macht nur noch den Kammlagen der Mittelgebirge wirklich Sinn. In allen anderen Regionen wurde diese mittlerweile verlassen. Allein als Ankerpunkte für eine intensivere Kontrolle des Umfeldes können sie noch genutzt werden. Anders verhält es sich bei noch vorhandenen Würfen und Brüchen aus dem Winter, die inzwischen als potenzielle Fangbäume fungieren. Hier ist der Nutzen einer schnellen Aufarbeitung und Abfuhr ggü. einer Käferbindung abzuwägen. Nach nunmehr sieben Jahren Borkenkäferkalamität sollten die wesentliche Schritte in der Vorbereitung auf die neue Käfersaison bereits fast schon „automatisiert“ ablaufen.

Alle durchzuführenden Maßnahmen haben das Ziel, das Gefährdungspotenzial für die weitere Buchdruckersaison möglichst weitreichend zu reduzieren. Im Zentrum steht dabei mittlerweile die Suche nach frischem Stehendbefall. Hohe Temperaturen können das verfügbare Zeitfenster für die einzelnen Maßnahmen allerdings deutlich verkürzen!

Hilfestellung über das aktuelle Schwärmgeschehen geben dabei die die Ergebnisse nahegelegener Monitoringstandorte, die bei einem deutlichen Fangzahlanstieg den Beginn des Hauptschwärmfluges anzeigen, sowie die 7-Tages-Prognose des Phänologiemodells Phenips (Plus), welches inzwischen auch über eine rasterbasierte Variante eine wesentlich genauere Eingrenzung des betreffenden Waldgebietes ermöglicht.

Das Kontrollintervall ist dabei abhängig von der herrschenden Witterung. Mit Beginn des Hauptschwärmfluges sollte im Rahmen eines kurzen, idealerweise wöchentlichen, Kontrollturnus versucht werden möglichst einen Großteil der von der 1. Käfergeneration besiedelten Bruthabitate zu erkennen und in der Folgezeit zu beräumen.

Schwerpunkte der Suche sind Bereiche mit Vorjahresbefall sowie trockenheits- und wärmeexponierte Bestandesränder und Südhänge. Wie in den Vorjahren kann es, bedingt durch den weiterhin hohen Befallsdruck, zu einer schnelle Vergrößerung von Initialherden kommen, was häufige Nachkontrollen bedingt.

Informationen zum weiteren, über die 7-Tageprognose hinausgehenden, Witterungsverlauf und damit zur erwartbaren Aktivitätsentwicklung können bspw. hier bezogen werden:

https://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/sachsen/vhs_sac_node.html

Aktuell deutet sich bis Mitte Mai ein ansteigender Trend in der Temperaturentwicklung an, wobei keine für die Jahreszeit untypisch hohen Werte erwartet werden. Die Brutentwicklung wird sich somit eher in moderater Geschwindigkeit fortsetzen. Allerdings gilt zu beachten, dass Bohrmehl nur bei der Anlage von Rammelkammer bzw. Muttergang ausgeworfen wird und sich das Zeitfenster für eine effektive Stehendbefallssuche dadurch eingrenzt.

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