Aktuelle Borkenkäfersituation in Sachsen
Aktualisiert am 16. Juli 2025
Borkenkäfer verursachen in den sächsischen Wäldern seit mehreren Jahren massive Schäden. Eine Entspannung der Situation ist bislang nicht absehbar. Auf dieser Seite finden Sie umfangreiche Informationen zur aktuellen und weiteren Entwicklung sowie Handlungsempfehlungen der Waldschutzexperten von Sachsenforst.
Im Vergleich zum Vorjahr begann der diesjährige Schwärmflug von Buchdrucker und Kupferstecher deutlich später. An den Standorten des sächsischen Borkenkäfermonitorings wurden erste Aktivitäten mit nennenswerte Fangzahlen erst in der 16. Kalenderwoche und damit Mitte April registriert, was einer Verzögerung von etwa 2 Wochen entspricht.
Mittlerweile hat flächendeckend der Schwärmflug der 1. Generation stattgefunden bzw. ist in den höheren Berg- und Kammlagen des Westerzgebirges noch im Gange. Unter der Rinde entwickeln sich aktuell die Larvenstadien der 2. diesjährigen Generation. Die Geschwisterbruten der 1. Generation befinden sich überwiegend im Jungkäferstadium und werden in Kürze die Brutbäume verlassen.
Auch wenn es gerade in der Phase des Hauptschwärmfluges an einzelnen Standorten gelegentlich zur Überschreitung des kritischen Schwellenwertes von 3.000 Buchdruckern pro Woche kam, bleiben die Fangzahlen insgesamt bisher deutlich hinter denen des Vorjahres zurück. Dennoch ist lokal weiterhin von einer hohen Populationsdichte auszugehen.
Zu erwähnen ist jedoch, dass infolge eines Wechsels des Lockstoffdispensers sowohl die Fangzahlen selbst, als auch die zugrundeliegenden Schwellenwerte mit entsprechender Vorsicht zu betrachten sind. Erste Untersuchungen zeigen bisher eine etwas geringere Fangleistung, als es mit dem bisher verwendeten »Pheroprax« der Fall war.
Ende des Borkenkäferjahrs 2024/25:
Wieder bestimmten Buchdrucker und regional der Kupferstecher das Befallsgeschehen in den sächsischen Fichtenwäldern. Die registrierten Schadholzmengen waren aber weiter rückläufig und der 2021 begonnen Trend setzte sich fort. Diese Entwicklung ist in allen Eigentumsarten zu beobachten. Gegenüber 2023 hat sich die angefallene Menge mehr als halbiert. Von Westsachsen abgesehen scheint sich die Abschwächung der Befallsdynamik fortzusetzen. Die Anzeichen, die auf ein flächiges Abebben der Massenvermehrung hindeuten, werden somit deutlicher. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in einem Teil der ehemaligen Schadschwerpunkte heute kaum noch befallsfähige Fichten vorhanden sind, die sächsischen Mittelgebirge hingegen weiterhin hohe Risikovorräte aufweisen.
Bei der Baumart Kiefer ist sachsenweit hinsichtlich des HRB-Befalls ebenfalls ein rückläufiger Trend festzustellen. Eine Ausnahme bildet allerdings der nordwestsächsische Raum, in dem die Schäden im Vergleich zum Jahr 2023 eher stagnieren.
Schwärmverlauf in der Saison 2024:
Das sächsische Borkenkäfermonitoring zeigt auf der Grundlage von 89 Standorten für die Schwärmperiode 2024 immer noch deutlich erhöhte Populationsdichten. Ein abnehmender Trend ist aber erkennbar. Bis in den Juli hinein bewegten sich die Fangzahlen meist auf dem Niveau des Vorjahres und gingen anschließend an den meisten Standorten zurück. Die Gesamtbilanz zeigt für 2024 verbreitet weniger Buchdrucker in den Fallen als noch 2023 (Abb. 2). Eine Ausnahme bildeten erneut das Vogtland und das Westerzgebirge, wo einzelne Standorte mit höheren Fangzahlen auffällig waren. Am Ende der Schwärmsaison hatten dennoch mehr als 1/3 aller Monitoringstandorte die kritische Schwelle von 30.000 Buchdruckern erneut überschritten.
Bedingt durch einen extrem frühen Schwärmbeginn (teilweise zeitiger als 2018), kam es bis in die höheren Berglagen hinein zur Anlage einer 3. Generation. In den unteren Lagen erfolgte wahrscheinlich auch die Anlage einer zugehörigen Geschwisterbrut. Das Aktivitätsmaximum der Käfersaison 2024 wurde in den Kalenderwochen 24 und 26 mit dem Ausflug der 1. Generation registriert.
Befallsholzentwicklung:
Im Jahr 2024 war erneut die rindenbrütende Borkenkäferart Buchdrucker der bestimmende Faktor des Schadgeschehens an Fichte. Regional kamen auffällige Aktivitätsanstiege des Kupferstechers hinzu. Dennoch geben die rückläufigen Befallsholzmengen Grund zur Hoffnung auf eine mittlerweile absehbare Entspannung der Situation. Mit ca. 36% der Vorjahresmenge (Stand: 31.5.2025) bewegt sich der aktuelle Befallsholzanfall allerdings weiterhin auf einem Niveau, das deutlich oberhalb der Jahre vor 2018 liegt. Gründe für den Befallsrückgang sind neben einem regional nahezu vollständigen Ausfall der Fichte in den bisherigen Hauptschadgebieten und der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen auch eine Verbesserung der Widerstandskraft der Fichte infolge der günstigen Witterung.
Abbildung 3 zeigt auf Ebene der Landkreisreviere die räumliche Verteilung der im aktuellen Borkenkäferjahr bisher angefallenen Befallsholzmengen. Erkennbar ist die Verlagerung der Befallsschwerpunkte in den südwestsächsischen Raum und hier insbesondere das Vogtland. Mittelsachsen, die Nationalparkregion sowie die Oberlausitz, mit hohen Befallsholzmengen in den letzten Jahren, blieben weitestgehend unauffällig. Eine Ausnahme bildet das Zittauer Gebirge im Landkreis Görlitz.
Insgesamt beläuft sich die in den letzten Jahren in den sächsischen Wäldern allein durch den Buchdrucker verursachte Befallsholzmenge mittlerweile auf über 7,3 Mio. m³. Davon entfielen immerhin noch 374.000 m³ auf das Borkenkäferjahr 2023/2024 und im zurückliegenden BK-Jahr 2024/2025 wurden bis Ende Mai eine Menge von 135.000 m³ registriert.
Einen umfassenden Überblick über das Befallsgeschehen im letzten Jahr finden Sie hier:
Regionalisierte Modellierung der Buchdruckerentwicklung mit Phenips plus:
Seit zwei Jahren wird die bisher nur stationsweise verfügbare Modellierung der Buchdruckerentwicklung auch auf Basis eines 1x1 km Rasters angeboten (Abbildung 4). Grundlage dafür sind vom DWD deutschlandweit bereitgestellte Daten, die außerdem auch die bekannte 7-Tages-Prognose beinhalten. Damit kann nun wesentlich genauer die für den jeweiligen Waldbesitzenden relevante Region ausgewählt und das dort aktuell anzutreffende Entwicklungsstadium des Buchdruckers abgelesen werden. Für eine bessere Übersichtlichkeit erfolgt außerdem eine Trennung nach Generationen und Geschwisterbruten. Über eine Schieberegler ist auch die zeitliche Entwicklung der einzelnen Generationen sowie der Gesamtentwicklung visualisierbar.
Die Niederschläge seit dem Jahreswechsel 2024/25 liegen trotz der Regenfälle der letzten Tage weiterhin deutlich unter denen des Vorjahres und auch unter denen des langjährigen Mittels (1991-2020). Dies führt dazu, dass das aktuelle hydrologische Jahr weiterhin zu den trockensten der jüngeren Vergangenheit zählt (Abbildung 5). Die stellenweise noch vorhandenen Bodenwasservorräte werden infolge der ablaufenden Transpiration in Kürze aufgebraucht sein bzw. sind es bereits. Daraus kann perspektivisch eine verringerte Abwehrkraft ggü. einem Befall durch rindenbrütende Borkenkäfer resultieren. Gleichzeitig lagen, mit Ausnahme von Februar und Mai, die Durchschnittstemperaturen bis Juni zw. 1 und 3 K über dem langjährigen Vergleichswert. Setzt sich diese Witterung fort wird die flachwurzelnde Fichte recht schnell wieder in einen Zustand des Wasserstresses geraten und die Befallsanfälligkeit spürbar zunehmen.
Der Witterungsverlauf in den nächsten Wochen wird maßgeblich das weitere Schadpotenzial der überwinternden Borkenkäfergeneration beeinflussen.
Einen Überblick über die aktuelle Bodenwasserhaushaltssituation in Deutschland ermöglicht der Bodenfeuchteviewer des DWD:
Für Sachsen kann zudem auf die Bodenfeuchteampel (Prototyp!) zurückgegriffen werden:
Stand: 16.07.2025
Momentan entwickeln sich die 2. Generation des Buchdruckers unter der Rinde der Fichten. Dabei ist festzustellen, dass ein ausgeprägter Schwärmflug der ausfliegenden 1. Generation in diesem Jahr überwiegend ausgeblieben ist. Die Fangzahlen des sächsischen Borkenkäfermonitoringnetzes deuten auf eine abnehmende Populationsdichte hin und das trotz der eigentlich günstigen Entwicklungsbedingungen für diese Art. Diese Annahme wird auch durch die bisher gemeldeten, ebenfalls stark rückläufigen Befallsholzmengen gestützt, die aktuell bei etwa der Hälfte der im gleichen Vorjahreszeitraum gemeldeten Menge liegt.
Sorgen bereitet hingegen der Kupferstecher, der gerade in den Mittelgebirgslagen lokal mit hohen Fangzahlen auffällig ist. Wobei auch hier nach einem intensiven Hauptschwärmflug im Frühjahr mittlerweile nicht genau eingeschätzt werden kann, wie die weitere Entwicklung verläuft. Mit den Fangzahlen korrespondierende Schadholzmengen fehlen bisher weitestgehend.
Der Entwicklungsfortschritt der aktuellen Käfergeneration kann mit Hilfe des Phänologiemodells Phenips nachverfolgt werden:
https://ifff-server.boku.ac.at/wordpress/?page_id=4254&lang=de
Auf Grund der vorliegenden Informationen aus Waldschutzmeldewesen und Borkenkäfermonitoring muss davon ausgegangen werden, dass der Buchdrucker weiterhin der bestimmende biotische Schadfaktor an der Baumart Fichte sein wird. Zudem ist der Kupferstecher regional weiterhin auffällig. Trotz des mehrjährigen rückläufigen Trends bei den Befallsholzmengen haben die genannten Rindenbrüterarten weiterhin das Potenzial schnell erneut eine schwer kontrollierbare Dynamik zu entfalten.
Alle durchzuführenden Maßnahmen haben das Ziel, das Gefährdungspotenzial im weiteren Verlauf der aktuellen Buchdruckersaison möglichst gering zu halten. Im Zentrum steht dabei weiterhin die Suche nach frischem Stehendbefall. Hohe Temperaturen können das verfügbare Zeitfenster für die einzelnen Maßnahmen allerdings deutlich verkürzen!
Die folgenden Maßnahmen sind für eine effektive Reduktion des Befallsrisikos weiterhin zielführend:
- Die Suche und das Auffinden der Befallsbäume anhand von frischem braunen Bohrmehl und ggf. weiteren Befallsmerkmalen.
- Schwerpunkte der Suche sind neben Bereichen mit zurückliegendem Befall, trockenheits- und wärmeexponierte Bestandesränder und Südhänge. Mittlerweile ziehen sich die Käfer temperaturbedingt zunehmend aber auch in das Bestandesinnere zurück und verursachen dort relativ diffusen Initialbefall. Sind die entsprechenden Voraussetzungen (Befallsdruck, Schwärmbedingungen) gegeben, können sich diese Herde schnell vergrößern bzw. neue Herde entstehen. Häufige Nachkontrollen sind angezeigt.
- Das Kontrollintervall wird von der herrschenden Witterung bestimmt. Bei Maximaltemperaturen > 16,5 °C sollte im Rahmen eines kurzen, idealerweise wöchentlichen, Kontrollturnus versucht werden möglichst einen Großteil der von der frisch besiedelten Bruthabitate zu erkennen und in der Folgezeit zu beräumen. Höhere Temperaturen haben eine höhere Käferaktivität und eine schnellere Entwicklung zur Folge! Das Optimum liegt dabei bei Temperaturen um die 30°C.
- Nach der Erkennung sollte umgehend die Beräumung erfolgen, so dass die Sanierung mit den bekannten Maßnahmen und nach Möglichkeit ohne die ultima ratio eines Insektizideinsatzes erfolgen kann.
Hilfestellung über das aktuelle Schwärmgeschehen geben dabei die die Ergebnisse nahegelegener Monitoringstandorte, sowie die 7-Tages-Prognose des Phänologiemodells Phenips, welches inzwischen auch über eine rasterbasierte Variante eine wesentlich genauere Eingrenzung des betreffenden Waldgebietes ermöglicht.
Informationen zum weiteren, über die 7-Tageprognose hinausgehenden, Witterungsverlauf und damit zur erwartbaren Aktivitätsentwicklung können bspw. hier bezogen werden:
https://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/sachsen/vhs_sac_node.html
Bis in die 4. Juliwoche werden vorerst keine ausgeprägten Hochdrucklagen mit warm-trockener Witterung erwartet. Häufig wiederkehrende Niederschläge und Maximaltemperaturen zwischen 15 und 25 °C tragen eher zu einer Entspannung der aktuellen Borkenkäfersituation bei. Sowohl was die Schwärmaktivität, als auch die Trockenstresssituation der Wirtsbaumart anbelangt. Die Brutentwicklung unter der Rinde wird sich aber relativ zügig fortsetzen. Allerdings gilt zu beachten, dass Bohrmehl nur bei der Anlage von Rammelkammer bzw. Muttergang ausgeworfen wird und sich das Zeitfenster für eine effektive Stehendbefallssuche dadurch eingrenzt. Zudem erschweren die prognostizierten Niederschläge die Suche. Die betrifft insbesondere die in Kürze ausfliegende Geschwisterbrut der 1. Generation.